Der Hype um Cobots nimmt nicht ab: Einfach zu programmieren, platzsparend und flexibel, das sind einige der Vorteile der kollaborativen Roboter. Klassische Industrieroboter hingegen sind stabiler, oftmals leistungsfähiger und stärker. Deshalb stehen viele Unternehmer vor der Frage: Industrieroboter vs. Cobot – was ist besser (für mich) ? In diesem Beitrag erfährst du 8 Fragen, die dir bei deiner Entscheidung helfen.

Als Erstes muss aber mal die Frage geklärt werden, was denn überhaupt der Unterschied ist.
Streng genommen ist jeder Cobot ein Industrieroboter, wenn wir von Cobots oder kollaborativen Robotern sprechen, sind Roboter gemeint, die ohne Schutzeinrichtung mit dem Menschen Hand in Hand zusammenarbeiten können. Cobots zeichnen sich auch durch eine einfachere Programmierung aus, da sie meist über grafische Bedienoberflächen verfügen und man den Roboterarm in die Hand nehmen und zur jeweils gewünschten Position ziehen kann. Sie verfügen über Sensoren, die den Menschen und andere Hindernisse erkennen und bei Gefahr automatisch anhalten.

Klassische Industrieroboter hingegen benötigen Schutzeinrichtungen wie Zäune oder Lichtgitter, da sie keine Sensoren zur Hinderniserkennung haben und damit dem Menschen ernsthafte Schäden zufügen können. Sie werden über ihr Bedienpanel und/oder am PC über Offline-Simulation etc. programmiert, wobei es auch hier Tools gibt, die eine Cobot-ähnliche Programmierung ermöglichen.
Technisch gesehen sind Cobots auch Industrieroboter, der Einfachheit und Lesbarkeit halber kürzen wir “klassische Industrieroboter” im umgangssprachlichen Gebrauch und auch in diesem Text zu Industrieroboter ab.

Was für dich und deinen Betrieb besser geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wir uns jetzt einmal ansehen werden.

1. Brauche ich überhaupt einen Roboter?

Bevor ich mich zwischen Cobot oder Industrieroboter entscheide, muss ich erstmal wissen, ob ein Roboter überhaupt Sinn macht in meinem Betrieb.
Dabei helfen die sogenannten 4D: Dull, dirty, difficult und dangerous. Wenn ich eine oder mehrere Aufgaben in meiner Produktion habe, die in diese Kategorien fällt oder fallen, ist ein Roboter wahrscheinlich eine Anschaffung wert.

Dull (=eintönig) : Das sind Aufgaben, die eintönig und monoton sind, also immer wieder der gleiche Handgriff und die gleiche Bewegung ohne Abwechslung. Das langweilt den Menschen, Roboter hingegen sind dafür prädestiniert.
Dirty (=dreckig) : Dabei handelt es sich um Arbeiten, bei denen Dreck entsteht oder die Umgebung verschmutzt wird, also zum Beispiel mit Öl, Staub oder Sägespänen.
Difficult (=schwierig) : Hierbei handelt es sich um Aufgaben, die zwar schwierig, aber dennoch monoton sind. Dazu gehören zum Beispiel Lackieren oder Schweißen und grundsätzlich einfach die Handwerksbranchen, in denen Fachkräftemangel herrscht.
Dangerous (=gefährlich) : Das sind Prozesse, die gefährlich sind oder sein können, wenn zum Beispiel heiße oder schädliche Materialien verwendet werden; oder Schleifarbeiten, Schweißen etc.

All das sind Arbeiten, die Menschen langweilen oder krank machen, deshalb lohnt sich hier die Investition in einen Roboter. Wenn du keine Aufgaben hast, die in eine dieser Kategorien passen, dann macht ein Roboter bei dir eher wenig Sinn.

2. Muss der Roboter mit dem Menschen Hand in Hand arbeiten?

Obwohl Cobots für die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) entwickelt wurden, wird nur ein Bruchteil aller Cobots tatsächlich in Anwendungen eingesetzt, bei denen Mensch und Roboter direkt miteinander zusammenarbeiten. Wenn du eine solche Aufgabe hast, dann ist der Cobot auf jeden Fall die richtige Wahl für dich. Es gibt auch Tools, mit denen klassische Industrieroboter für MRK-Anwendungen umgerüstet werden können, das ist vor allem dann eine Überlegung wert, wenn dir die Performance von Cobots nicht ausreicht.

Industrieroboter vs. Cobot
Mit einem Cobot kann man in der Regel sicher Hand in Hand zusammenarbeiten.

3. Wie gefährlich ist der Prozess?

Ein Cobot selbst mag vielleicht sicher für den Menschen sein, wenn der Prozess aber gefährlich ist, dann ist das hinfällig. Anwendungen wie Schweißen oder Fräsen können nicht kollaborativ durchgeführt werden, für sie ist immer eine Sicherheitseinrichtung notwendig. Preislich liegen Cobots und kleine klassische Industrieroboter (die für solche Prozesse normalerweise ausreichend sind) in der gleichen Klasse, also greife hier liebe zum hochperformanten Industrieroboter.

4. Wie viel Platz habe ich für meine Automatisierung zur Verfügung?

Klar: Ein Roboter mit Schutzeinrichtung wie Zaun oder Lichtgitter braucht mehr Platz als einer ohne. Wenn deine Anwendung auch ohne Schutzeinrichtung betrieben werden könnte (der Prozess also nicht so gefährlich ist, dass es immer einen Schutz braucht), könnte der verfügbare Platz ein ausschlaggebender Faktor für deine Entscheidung sein. Wenn in deinem Betrieb Platzbedarf herrscht, ist ein Cobot vielleicht die bessere Lösung.

5. Kann ein Cobot die Leistung bringen, die ich brauche?

Wir haben es schon ein paar Mal angeschnitten: Industrieroboter sind leistungsstärker als Cobots. Sie sind bis zu zehnmal schneller, denn: Höhere Geschwindigkeit bedeutet längere Bremswege, was in der Mensch-Roboter-Kollaboration ein Sicherheitsrisiko darstellt. Daher können und dürfen Cobots nicht mit ihren eingezäunten Kollegen mithalten. Auch hohe Traglasten können nur Industrieroboter leisten, Cobots sind mit einer Traglast von bis zu 40 Kilogramm erhältlich.
Dazu kommen noch andere Messwerte wie Präzision oder Stabilität, auch hier sind klassische Industrieroboter überlegen. Wer aber keine hohen Geschwindigkeiten, Traglasten oder viel Präzision braucht, für den ist ein Cobot absolut ausreichend.

6. Welche Anforderungen habe ich an die Programmierung?

Die meisten kollaborativen Roboter werden eingesetzt, weil sie einfach zu programmieren sind, und nicht, weil kollaborativ gearbeitet werden muss. Grafische Bedienoberflächen und vorgefertigte Standardprogramme ermöglichen es auch Laien, die eigene Anwendung in kurzer Zeit selbstständig zu programmieren. Zudem kann der Roboter auch einfach an die Hand genommen und an die jeweilige Stelle geführt werden.


Die Programmierung von klassischen Industrierobotern ist etwas komplizierter und erfordert oft eine Schulung, wobei hier 3 – 5 Tage ausreichen, um einfachere Anwendungen selbstständig programmieren zu können.
Letztlich musst du hier zwei Dinge überlegen: Wer ist in deinem Betrieb für die Programmierung zuständig, und wie oft musst du umprogrammieren? Wenn du oft umprogrammieren musst, weil du verschiedene Anwendungen oder Teile hast, ist ein Cobot vielleicht die einfachere Lösung.
Wenn nur du oder ein ausgewählter Mitarbeiter den Roboter programmieren sollen, wäre eine Programmierschulung eine gute Investition, wenn du aber deine Belegschaft schulen müsstest, könnte das natürlich sehr teuer werden.

Auch die Programmierung von klassischen Industrierobotern ist schnell erlernt, auch wenn sie nicht so intuitiv ist wie die von MRK-Robotern.

7. Wie flexibel muss der Roboter sein?

Nicht jeder Betrieb hat so große Stückzahlen, dass der Roboter im Dreischicht-Betrieb immer dieselbe Aufgabe ausführen muss. Gerade im Handwerk wollen viele Unternehmen den Roboter für verschiedene Arbeiten nutzen, zum Beispiel morgens Fräsen, nachmittags Palettieren und nachts Teile sortieren. Oder man hat wechselnde Teile und Produkte. In diesen Fällen ist es natürlich praktisch, einen Roboter zu haben, den man schnell und leicht umprogrammieren kann.

8. Was ist mein Budget?

Ein Roboter ist natürlich eine Investition, aber er verdient auch Geld, indem er die Produktion verbessert, schneller macht und neue Aufträge ermöglicht, vor allem wenn man keine Mitarbeiter mehr findet, die die Arbeiten für einen übernehmen. Roboter amortisieren sich meistens recht schnell, aber dennoch muss man erstmal einiges an Geld hineinstecken.

Die Frage nach dem Preis ist nicht so pauschal zu beantworten. Grundsätzlich kosten Cobots mehr als klassische Industrieroboter mit der gleichen Traglast und Reichweite, allerdings ist bei Cobots ja auch schon die Sicherheitstechnik verbaut. Beim klassischen Industrieroboter kommen die Schutzeinrichtungen erst noch obendrauf, auch muss eventuell Geld für eine Programmierschulung eingeplant werden.
Wer eine Schutzeinrichtung braucht, weil der Prozess zu gefährlich für die Mensch-Roboter-Kollaboration, der spart normalerweise mit einem klassischen Industrieroboter dann Geld im Vergleich zum Cobot. Wenn die Anwendung es aber zulässt, dass der Roboter ohne Zaun etc. betrieben werden kann, dann ist der Cobot günstiger.

Industrieroboter vs. Cobot – Ja, was denn nun?

Für den ein oder anderen mag jetzt die Entscheidung schon gefallen sein. Wer einen Roboter zum Schweißen braucht, der wird mit einem klassischen Industrieroboter besser fahren. Wer hingegen Hand in Hand mit dem Roboter eine Aufgabe absolvieren muss, der wird eher zum Cobot greifen.

Für andere ist die Entscheidung nicht ganz so einfach. Vielleicht brauchst du einen flexiblen Roboter, aber die Leistung von Cobots reicht dir nicht aus. Oder du nimmst Leistungseinbußen gerne in Kauf, weil dir die einfache Programmierung wichtiger ist.
Letztlich musst du die Vor- und Nachteile beider Arten von Roboter abwägen und entscheiden, was dir am wichtigsten ist oder was in deinem Betrieb am meisten Sinn macht.

Ein Roboter (oder eine Roboteranlage) ist eine Investition, die deinen Betrieb langfristig verändern und idealerweise natürlich verbessern wird. Deshalb möchte man natürlich die richtige Entscheidung treffen, und die will gut überlegt sein.


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